Nicht nur werden in der Kunst ständig Grenzen überschritten - zwischen Genres, Sujets, Techniken, Zeiten und Räumen -, die Kunst wächst auch ständig über sich selbst hinaus, definiert ihre eigenen Grenzen neu und schlägt Breschen ins Unbekannte. So geschah es auch Ende des 18. Jahrhunderts, als die Künste ihre herkömmlichen Zweckzuschreibungen überwanden und in neuen Räumen wie dem Museum, dem Konzertsaal, später auch in der Fabrik oder im Kino, eine nie dagewesene Autonomie erlangten. Musik wurde zur Universalsprache, Architektur zur Zukunftsschmiede, Malerei zum Ort der Teilhabe. Noch heute partizipieren künstlerische Gesten an dieser Dynamik der Überschreitung und beeinflussen so Alltag und Politik. Von Hegels Schreibtisch zum Taksim-Platz, von einer Glühbirnenwerbung zur Biennale in Venedig - mit sechs originell komponierten Denkreisen in Wort und Bild feiert Rancière die transformative Kraft der Kunst als einziges Merkmal, worauf diese sich festlegen lässt.
Die Kunst gibt es nicht. Aber es gibt Kunst, und zwar nur in Bewegung. Als ein Feld, das sich ständig verändert, nicht auf eine Essenz festgelegt und nicht letztgültig abgegrenzt werden kann. Jacques Rancières Denken passt sich diesem Werden an und spürt ihm aus unterschiedlichen Blickwinkeln nach.