Seit über sechzig Jahren schreibt Ngugi wa Thiong'o, der 2019 mit dem renommierten Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis geehrt wurde, über die Geschichten, Herausforderungen und Zukunftssaussichten Afrikas, insbesondere seines Heimatlandes Kenia. In seinem Werk, das Theaterstücke, Romane und Essays umfasst, erzählt Ngugi von der Ungerechtigkeit kolonialer Gewalt und dem diktatorischen Verrat der Entkolonialisierung, vom Streben nach wirtschaftlicher Gleichheit angesichts der großen Ungleichheit und nicht zuletzt von seinem Kampf für Freiheit und die anschließende Inhaftierung.
Ngugis Romane haben große Anerkennung gefunden, seine politischen Essays hingegen - obwohl ebenso brillant - kennen die wenigsten. Nach "Moving the Centre" und "Dekolonisierung des Denkens" legt Ngugi mit "Afrika sichtbar machen" nun einen weiteren Essayband vor, der verschiedene Vorträge und Texte thematisch vereint.
In dem sehr persönlich und gut lesbar geschriebenen Buch geht es um Afrikas Stellung in der dekolonisierten und globalisierten Welt, um die Nachwirkungen der Sklaverei, um politische Kämpfe in einer Ära des entfesselten Kapitalismus, um die Rolle der Kulturschaffenden und Intellektuellen in afrikanischen Gesellschaften sowie um die Aussichten auf eine gerechte und friedvolle Zukunft. In einer Zeit, in der Afrika in den Diskussionen über die Globalisierung weitgehend ignoriert wird, wird "Afrika sichtbar machen" zur Pflichtlektüre.