Hundert Jahre "Gemeinschaft und Gesellschaft" Ferdinand Tönnies in der internationalen Diskussion "Gemeinschaft und Gesellschaft", dieses Werk des 32jährigen Ferdi nand Tönnies mit dem einprägsamen Titel aus gewichtig antitheti schen Nomina und einem vielversprechenden "und", wurde 1887 erst mals veröffentlicht. Es ist ein Jahrhundert her, soziologisch eine kleine Ewigkeit. Es war bahnbrechend gemeint; es wurde nicht beachtet; und sein Autor befand sich ausgangs des 19. Jahrhunderts in einer Situa tion, die fast seiner Nichtrezeption im auseinander geführten Nach In dem Halbjahrhundert da kriegsdeutschland vergleichbar war. Nur: zwischen hatte die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie gelegen - Tönnies war erfolgreich ihr langjähriger Präsident gewesen; von 1909 bis 1933 hatte er also auch für die sich stabilisierende Diszi plin gesprochen - lebensspäte also, aber noch nicht zu späte Ehren für den damals schon Nestor der deutschen Soziologie. Eine osmotische Verbreitung seines Vokabulars in den gebildeten Laiendiskursen ist zu gleich festzustellen, die lange Zeit diejenige Georg Simmels und Max Webers übertraf, aber immer wieder auch eine erstaunliche Resistenz gegen das Gründliche in seinem Wortdoppel "Gemeinschaft" / "Gesell schaft" - vor allem gegen die methodisch reflektierte Vielschichtigkeit seiner Distinktionen und Konstruktionen -, eine Engstirnigkeit, die sich mit schweren Mißverständnissen verband: denen vom halbierten Tönnies. Erst ab 1980 versammelte nun die Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft diejenigen im Inland, denen Tönnies ein anregender Autor war und ist, und bat viele ausländische Wissenschafter hinzu.