Wenn Walle Sayer erzählt, dann werden die Übergänge zwischen Prosa und Poesie fließend. Ganz gleich, worüber er schreibt, es geht ihm um den einen poetischen Augenblick, in dem alles aufgehoben ist, um den er seinen Erzählkreis ziehen kann.
Schreibend findet er sich weniger im Neuen, Spektakulären, noch nie Gesagten, sondern er steht an, das Besondere am Alltäglichen zu entdecken, Altbekanntes, Randständiges, Gewesenes so wahrzunehmen, als sähe er es immer wieder zum ersten Mal.
Der Ausschnitt, das Fragment, die Eingrenzung: bei ihm wird es zu einem selbstgezogenen Kreis, zum Brennpunkt, zum Fokus, durch den hindurch er genauer und schärfer, aber auch nachhaltiger und milder sehen kann auf all das, was uns umgibt und umgab.
»Jede Szene steht für sich, kann als Preziose aus dem verstörten Innenleben der Gesellschaft genommen werden. Doch hebt man den Blick, sieht man, wie diese kleinen Texteinheiten untereinander Beziehungen eingehen und sich Wahlverwandtschaften auf Zeit suchen. Einmal stiftet ein textübergreifendes Motiv Zusammenhang, dann die rhetorische Spielform des Paradoxons, welches von einer prekären Sicherheit kündet, oder eine Atmosphäre, eine Stimmung, eine Lebenseinstellung. Und plötzlich steht ein Satz im Raum, der aus der Enge einer Momentaufnahme ins allgemein Gültige drängt: 'Und früher war damals, als es zumindest eine Fremde gab hinterm Horizont.'«